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Was hinter den Streiks bei Tesla steckt: Gewerkschaften gegen Elon Musk | NOZ


Kulturkampf in Skandinavien Gewerkschaften gegen Elon Musk: Was hinter den Streiks bei Tesla steckt

Es sind zwei Welten, die aufeinanderprallen: Auf der einen Seite das konsensorientierte System mit Tarifverträgen in Skandinavien, auf der anderen Seite Elon Musk, der diese grundsätzlich ablehnt. Im Streik gegen den amerikanischen Autobauer Tesla verhärten sich daher die Fronten. Ein Ausweg ist nicht in Sicht.

Ein rotes Zelt mit einem roten Transparent „Wir fordern Tarifverträge“ steht vor der Tesla-Niederlassung bei Stockholm; Gewerkschaftler der „IF Metall“ verteilen Flyer. Beim Streik gegen Elektro-Automobil-Hersteller Tesla in Schweden verhärten sich die Fronten.

Susanna Gideonsson, Chefin von LO, des größten Dachverbands der schwedischen Gewerkschaften, will auch das Risiko eingehen, dass sich der Autohersteller aus Schweden zurückzieht, sollte kein Tarifvertrag von Tesla akzeptiert werden. „Wir müssen das schwedische Modell schützen und es muss hier nach gewissen Regeln gespielt werden“, so Gideonsson gegenüber der Zeitung „Expressen“.

Elon Musk lehnt Tarifverträge grundsätzlich ab

Ende Oktober hat die Gewerkschaft „IF Metall“ die Mitarbeiter der Tesla Werkstätten in Schweden zum Streik aufgerufen, etwa 130 Arbeitnehmer sollen anfangs dem Aufruf gefolgt sein. Insgesamt sollen in mittlerweile 17 Werkstätten 500 Mitarbeiter streiken. Sie hätten als Tesla-Angestellte schlechtere Rentenbedingungen als andere Arbeiter und müssten länger arbeiten.

Seit Dienstag blockieren aus Solidarität Mitglieder der Transport-Gewerkschaft in vier schwedischen Häfen das Ausladen der Automobile des US-Herstellers. Sollte das US-Unternehmen nicht einlenken, wollen sie ab dem 17. November alle schwedischen Häfen, wo Tesla ausgeliefert werden, bestreiken.

Mitglieder der Transport-Gewerkschaft blockieren aus Solidarität in Malmö das Ausladen von Autos von Tesla. Foto: imago images/TT

Mitglieder der Transport-Gewerkschaft blockieren aus Solidarität in Malmö das Ausladen von Autos von Tesla.

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Das Unternehmen erklärte, nicht nachgeben zu wollen, wies jedoch darauf hin, dass es Abkommen anbiete, „die gleichwertig oder besser als kollektiv ausgehandelte Verträge sind.“ Unternehmens-Chef Elon Musk akzeptiert weltweit keine Tarifverträge, in Schweden sind jedoch rund 90 Prozent der Arbeitnehmer durch solche Verträge abgesichert.

Kampf gegen Tesla schweißt Gewerkschaften zusammen

Die Weigerung Teslas scheint viele schwedische Gewerkschaftler auch emotional zu berühren. Darum gibt es immer mehr Gewerkschaften, die sich dem Streik anschließen wollen – Vertretungen der Post und Elektrizität wollen Tesla-Werkstätten boykottieren, die Lackierer-Gewerkschaft bald keinen Tesla-Modellen einen neuen Anstrich verleihen. Die „IF MEtall“ hat für die streikenden Werkstatt-Arbeiter eine Erhöhung aus der Streikkasse für die kommende Woche versprochen, damit jene durchhalten.

„Tesla ist ein Gewerkschaftsfeind, der versucht, in Europa amerikanische Verhältnisse zu schaffen.“

Jörn Eggum

Chef des norwegischen Gewerkschaftsdachverbands

Tesla erwägt nun, über norwegische Häfen seine PKWs nach Schweden anliefern zu lassen. Doch auch dort regt sich Widerstand. „Tesla ist ein Gewerkschaftsfeind, der versucht, in Europa amerikanische Verhältnisse zu schaffen. Damit sollen sie nicht durchkommen“, so der Chef des norwegischen Gewerkschaftsdachverbands, Jörn Eggum. Er habe die Arbeiter in den Häfen von Oslo und Drammen angewiesen, die Autos für Schweden nicht zu verladen, Tesla für den norwegischen Markt sollen weiter verladen werden.

Tesla ist in Schweden äußerst beliebt

Tesla gilt als beliebte Marke im generell trendbegeisterten Schweden. Sie wird im Heimatland der Klima-Aktivistin Greta Thunberg mit Fortschritt und Umweltverträglichkeit verbunden. Über 50.000 Tesla sind in Schweden registriert, Tendenz stark steigend.

Das Modell Tesla Y ist Spitzenreiter unter den neu registrierten PKWs, noch vor Volvo EX30, dem Elektroauto aus heimischen Betrieben. Ein Aus für Tesla in Schweden würde den Gewerkschaften den Groll der Mittelklasse bescheren.

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Gewerkschaften zwangen schon Spotify und Klarna in die Knie

Bislang hat sich der schwedische Arbeitgeberverband SN nicht in den Streit eingemischt. Die arbeitgeberfreundliche Zeitung „Dagens Industri“ weist darauf hin, dass der Streit mit Tesla anders als bei dem Streaming-Dienst Spotify und dem Bezahlsystem Klarna ausgehen könnte. Die beiden innovativen schwedischen Unternehmen wollten ursprünglich keinen Tarifvertrag akzeptieren, beugten sich schließlich aber dem Druck der Gewerkschaften. Doch der Anteil der schwedischen Arbeitnehmer beim großen Dachverband LO nimmt ab, innerhalb von zwanzig Jahren schrumpfte er von 80 auf 59 Prozent.

Im schwedischen Fürsorgestaat gibt es ein historisch bedingtes, auf Konsens orientiertes Verhältnis von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Nach blutigen Jahren des Arbeitskampfes in den Zwanzigern und Anfang der 30er-Jahren zwangen die sozialdemokratische Regierung beide Seiten an den Verhandlungstisch. Im Abkommen von Saltsjöbaden 1938 war unter anderem der Grundstein für die Tarifverträge ausgehandelt. Doch dies dürfte den globalen Unternehmer Elon Musk wenig interessieren.

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Author: Emily Mitchell

Last Updated: 1703224203

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