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Die Inflation nährt die Inflation


Eine Kundin bezahlt auf einem Wochenmarkt im Berliner Ortsteil Schöneberg. Die Inflation in Berlin und Brandenburg steigt über acht Prozent laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.

Verbraucherinnen und Verbraucher bekommen die Inflation täglich beim Einkaufen zu spüren (picture alliance/dpa | Christoph Soeder)

Donnerstagmorgen in der Ulmenstraße, Düsseldorf: Vor dem Tor der Zionskirche warten einige Frauen. Im Innenhof räumen Ehrenamtliche Kisten hin und her. Alle warten darauf, dass der Transporter der „Tafel Düsseldorf“ ankommt: mit Brot, Kartoffeln, Tomaten und anderen Lebensmitteln.

„Wir machen täglich ab 11:30 Uhr die Anmeldung. Jetzt seit März ist es tatsächlich so, dass die ersten Leute schon um 8 Uhr hier stehen“, sagt die Sozialarbeiterin Maria Schumacher-Nahry. Sie betreut eine der Lebensmittelausgabestellen der Diakonie Düsseldorf, die hier mit der „Tafel“ zusammenarbeitet. Schumacher-Nahry beobachtet, dass so viele Menschen kommen wie seit Langem nicht mehr: Geflüchtete aus der Ukraine, aber auch immer mehr deutsche Familien und Alleinstehende. Sie können sich den Einkauf im Supermarkt nicht mehr leisten:

Wenn Menschen nicht mehr klarkommen

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„Was sich auf jeden Fall geändert hat im Zuge des letzten Jahres, ist, dass die Personen zu uns kommen und bei der Neuanmeldung ganz klar sagen, dass es jetzt nicht mehr geht. Also dass sie vorher mit ihren Regelsätzen noch irgendwie klargekommen sind. Und das hat sich geändert.“

Spritpreise zeitweise über zwei Euro pro Liter, Heizölkosten auf Rekordhoch, Preissprünge bei den Discountern: Das Leben in Deutschland ist teuer geworden. Das spüren alle. Viele Haushalte müssen sich einschränken: Sie können weniger Autofahren, weniger Urlaub machen und können weniger hochqualitative Lebensmittel kaufen. Der Staat versucht seit Anfang Juni, mit Steuerentlastung an der Tankstelle und 9-Euro-Ticket gegenzusteuern – dennoch: Vor allem Menschen, die Grundsicherung oder Hartz IV beziehen, sind in einer Notlage. Sie haben kaum Möglichkeiten, zu sparen: „Das vorherrschende Gefühl ist Verzweiflung. Also einfach nicht zu wissen, wie man mit seinen Leistungssätzen noch umgehen kann“, so beschreibt Maria Schumacher-Nahry die Stimmung der Betroffenen.

Im Mai sind die Verbraucherpreise in Deutschland um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen, in Europa stieg die Inflationsrate auf 8,1 Prozent. Die größten Preistreiber sind, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, Energie und Lebensmittel. Der Volkswirt Gunther Schnabl von der Universität Leipzig: „Ich bin auf jeden Fall besorgt über das Ausmaß der Inflation aus zwei Gründen. Die Unternehmen können nicht mehr so gut planen, die Kaufkraft der Konsumenten sinkt. Das heißt, der Konsum geht zurück. Und dadurch wird natürlich das Wachstum gebremst.“

Es kommt zu einem schleichenden Wohlstandsverlust für die gesamte Gesellschaft. Eine hohe Inflation galt eigentlich als Schreckgespenst der 70er-Jahren. Damals kam es ebenfalls zu hohen Ölpreisen durch globale politische Konflikte.

Nun ist die hohe Inflation also zurück. Und das, obwohl die Teuerungsrate zwanzig Jahre lang zumeist unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank lag, das mit „unter oder nahe zwei Prozent“ definiert war, bis die EZB im vergangenen Jahr eine neue Formulierung etablierte. Mit der neuen Formulierung „symmetrisches mittelfristiges Inflationsziel von 2 Prozent“ haben die Notenbanker Raten oberhalb der zwei Prozent bereits größere Akzeptanz eingeräumt – eine Kehrtwende in der geldpolitischen Strategie. Dazu verfolgten die Währungshüter in Frankfurt eine expansive Geldpolitik, für die sie zunehmend Kritik ernteten. Nun aber, bei Inflationsraten, die viermal so hoch sind, wie das selbst gesteckte Ziel, gehen die Märkte davon aus, dass die EZB im dritten Quartal die Zinsen anheben wird.

Haushalte mit geringen Einkommen besonders betroffen

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Dass die Inflation nun mit Wucht zurückgekehrt sei, treffe vor allem ärmere Haushalte, sagt Silke Tober, Expertin für Geldpolitik beim Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung: „Was wir gesehen haben, ist, dass die Preisschübe bei Energie, insbesondere bei Haushaltsenergie, sich deutlich stärker in Haushalten niederschlagen, die ein geringes Einkommen haben. Bei Kraftstoffen, die auch deutlich teurer geworden sind, sind darüber hinaus insgesamt Familien am stärksten betroffen.“

Die Ökonomin Silke Tober

Silke Tober, Expertin für Geldpolitik beim Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung (imago/Metodi Popow)

Denn sie sind überdurchschnittlich oft mit dem Auto unterwegs. Und Haushalte mit wenig Einkommen geben anteilsmäßig mehr Geld für Energie und Lebensmittel aus. Also jene Güter, die sich besonders stark verteuert haben: „Sie sind dadurch doppelt stärker belastet. Einmal ist der Anteil höher an den Konsumausgaben. Zum anderen haben Haushalte mit geringem Einkommen häufig keine Rücklagen. Das heißt, sie können die Verteuerung nicht durch Erspartes auffangen.“

Und das, was an Erspartem da ist, verliert durch die Inflation an Wert. Gut 1.100 Euro Mehrausgaben haben Familien mit niedrigem Einkommen und zwei Kindern derzeit im Mittel pro Jahr – allein durch die gestiegenen Energiepreise. Das hat Silke Tober gemeinsam mit Kollegen im April ausgerechnet. Und da vielen Familien im kommenden Jahr noch einmal besonders hohe Heizkostennachzahlungen drohen, könnten viele Menschen in akute Not geraten, sagt die Sozialarbeiterin Maria Schumacher-Nahry von der Lebensmittelausgabe der Diakonie Düsseldorf.

Welche Betriebe besonders unter Druck stehen 

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Die Inflation trifft neben den privaten Haushalten aber auch Unternehmen. Auch da leiden am stärksten jene Betriebe, die einen hohen Anteil ihres Budgets für Lebensmittel und Energie ausgeben. Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft: „Die sind dann also doppelt betroffen durch steigende Rohstoffpreise im Lebensmittelmarkt und auch die Rohstoffpreise im Energiemarkt.“ Beispiel Bäckereien: „Wir sind jetzt hier in der Feinbäckerei. Sie sehen: Mann und Maus stehen an der Käsestange jetzt gerade…“

Thomas Puppe führt die Bäckerei Puppe im rheinischen Neuss in zweiter Generation. Er sei eigentlich immer Optimist, sagt Thomas Puppe über sich selbst. Eine Situation wie im Moment sei allerdings neu: „Wenn man sich das ansieht, dass ich im September 21 noch bei 282 Euro für die Tonne Mehl war und jetzt bei 475 Euro per Tonne Mehl bin, dann ist das schon heftig diese Erhöhung. Prozentual sind das 80 Prozent schätzungsweise.“ Der Unternehmer versucht sich gegen solche Anstiege abzusichern, indem er mit seinen Zulieferern feste Preise für mehrere Monate festschreibt.

Ein Bäcker knetet Teig in der Backstube

Die stark gestiegenen Mehlpreise sind ein Problem für die Bäckereien (picture alliance/dpa)

Die Frage, wie sich die Inflationsraten und damit die Preise weiterentwickeln, ist unter Volkswirten umstritten. Für Silke Tober vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung ist nach wie vor klar: „Ohne diese immensen Preisschocks bei Energie hätten wir diese hohe Inflationsrate gar nicht. Das ist insofern eine gute Nachricht, als diese Schocks irgendwann dann auch aus der Inflation wieder rausfallen. Sie hören irgendwann auf.“

Die Rolle der Notenbanken

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Für sie ist die Inflation also ein kurzfristiges Phänomen. Eine Sichtweise, die auch die Europäische Zentralbank bisher vertreten hat. Die Zahl der Volkswirte, die die These eines vorübergehenden, externen Schocks vertreten, sinkt aber. Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft zum Beispiel stellt sich inzwischen auf ein länger anhaltendes Inflations-Hoch ein: „Man weiß ja auch nicht, wann russisches Öl und Gas wieder willkommen ist oder sein darf auf den Weltmärkten. Wie lange diese Sanktionen bestehen bleiben.“

Und manche Volkswirte sind sogar überzeugt: Die hohen Teuerungsraten sind gar nicht nur dem Ukraine-Krieg und der Corona-Pandemie geschuldet. Sie seien vielmehr ein hausgemachtes Problem der Notenbanken, sagt Gunther Schnabl von der Universität Leipzig. Eine Folge der großen Geldmenge, die die EZB in die Märkte gepumpt habe: „Erstens hält eine sehr expansive Geldpolitik, die auch mit einer sehr expansiven Finanzpolitik verbunden ist, die Nachfrage nach Gütern hoch. Und damit natürlich auch die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen. Und zweitens muss man wissen, dass Energie und Rohstoffe in der Regel in Dollar und Euro gehandelt werden.“

Währungen, die durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken Vertrauen eingebüßt hätten, sagt Gunther Schnabl. „Es hat eine Flucht in Sachwerte eingesetzt. In Immobilien, aber auch Rohstoffminen und Rohstoffe sind Sachwerte und deswegen beobachtet man oft in Phasen billigen Geldes, dass auch die Energie- und Rohstoffpreise ansteigen.“

Gunther Schnabl und auch andere Volkswirte wie Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnen schon lange vor solchen Problemen. Sie sehen sich nun bestätigt in ihrer Auffassung, dass die EZB früher hätte gegen steuern müssen. „Die Geldmengen sind nochmal sehr, sehr stark angestiegen im Zuge der Corona-Politik, während die Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen konstant geblieben ist oder etwas zurückgegangen ist. Und deswegen wäre meine ganz klare Diagnose: Der Inflationsdruck kommt von den Zentralbanken.“

In einem anderen Punkt herrscht unter Volkswirten Einigkeit. Je länger die Inflationsraten hoch sind, desto schwieriger wird es, sie wieder zu senken. Schon längst wirken sich die hohen Energie- und Rohstoffpreise auf viele andere Preise aus. Der Preisdruck verteilt sich also zunehmend auf die ganze Wirtschaft. Das befeuert die Inflation weiter. Zwei Mal habe er seit dem vergangenen Sommer die Preise erhöhen müssen, erzählt Bäckermeister Thomas Puppe –  teilweise um acht bis zehn Prozent.

Die Spirale

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„Das ist natürlich schon viel. Ich hoffe aber, dass jetzt für dieses Jahr erst mal das Ende dieser Schleife erreicht ist.“ Hohe Preise wiederum führen zu hohen Lohnforderungen in den Tarifverhandlungen. Schließlich müssen die Menschen ihr Leben noch bezahlen können. Es droht eine Lohn-Preis-Spirale, oder – um es im aktuellen Kontext zu sagen – eine Preis-Lohn-Spirale.

Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft: „Es besteht halt die Möglichkeit, dass wenn Gewerkschaften jetzt den vollen Ausgleich für die Inflation haben wollen, die Löhne auch sehr stark steigen. Dann die Unternehmen die nächste Preissteigerungsrunde einleiten. Und das ist halt die große Gefahr. Ansonsten ist durchaus die Möglichkeit da, dass sich die Inflation einfach wieder verlangsamt.“ Auf Preissteigerung folgt Lohnerhöhung, auf Lohnerhöhung Preissteigerung, und so weiter. Und  irgendwann, im schlimmsten Szenario der Wirtschaftstheorie, schwindet das Vertrauen der Menschen in die Währung – das Währungssystem bricht zusammen.

Noch ist die Wirtschaft davon weit entfernt. Die Löhne in Deutschland sind im ersten Quartal um 4,0 Prozent gestiegen. Bereinigt um die Inflation sind sie also um 1,8 Prozent gesunken. In zentralen Branchen wie der Chemie haben die Tarifparteien die hohe Teuerung und den Kaufkraftverlust durch Einmalzahlungen ausgeglichen. Sie wollen im Oktober weiterverhandeln. Wie hoch die Tarifabschlüsse in anderen Branchen ausfallen, wird sich zeigen, auch angesichts voller Auftragsbücher bei vielen Unternehmen. Die Tarifrunden 2022 laufen. Forderungen von fünf Prozent und mehr liegen hie und da auf dem Tisch. Mit Tarifpolitik allein komme man aber gegen die Inflation nicht an, heißt es zum Beispiel bei der IG Metall. Auch die Politik sei gefordert.

Dort wächst offenbar die Sorge vor einer Lohn-Preis-Spirale. Bundeskanzler Olaf Scholz rief im Bundestag zu einer „Konzertierten Aktion“ auf. Gemeinsam mit den Sozialpartnern will er diskutieren, wie man mit der aktuellen Preisentwicklung umgeht. Ein außergewöhnlicher Schritt, da die Tarifautonomie von Arbeitgebern und Arbeitnehmern eigentlich heilig ist.

Doch es gibt Alarmzeichen: Eine Umfrage des Verbandes „Die Familienunternehmer“ zeigt: 89 Prozent der knapp 800 befragten Unternehmen rechnen mit steigenden Löhnen. Auch Bäckermeister Puppe: „Leise gesagt, es ist ja auch richtig so. Die arbeiten hart dafür und die sollen auch ihren Lohn kriegen.“

Lohn-Preis-Spiralen zu verhindern, ist allerdings nicht die Aufgabe der Politik. Diese kann wenn überhaupt nur mäßigend eingreifen. Die eigentliche Verantwortung tragen die Notenbanken: Sie nehmen durch den Leitzins Einfluss auf die Konjunktur – und können so zu starke Preissteigerungen verhindern. In den USA hat die Federal Reserve, kurz Fed, bereits reagiert. Dort lag die Inflationsrate zuletzt bei 8,3 Prozent und die Währungshüter hoben den Leitzins ab März um insgesamt 0,75 Prozentpunkte an und verringerten ihre Anleihekäufe – die Fed machte das Geld also teurer, entzog den Märkten Liquidität. Gunther Schnabl von der Universität Leipzig: „Wenn sie die Zinsen erhöhen, hat das einen negativen Effekt auf die Konjunktur. Die Finanzierungsbedingungen werden teurer, es wird vielleicht weniger investiert.“

Unternehmen kaufen weniger Maschinen, Haushalte weniger Autos. Die Nachfrage sinkt also. Die Preissteigerung wird gebremst. Die Notenbanken stehen aber vor einem Dilemma. Erhöhen sie den Leitzins zu stark, investiert kaum noch jemand – die Wirtschaft wird abgewürgt, rutscht in die Rezession. Das führt dann ebenfalls zu weniger Konsum, hoher Arbeitslosigkeit und einem sinkenden Lebensstandard, genau wie hohe Inflationsraten. Geldpolitik ist also die Kunst, das richtige Maß zur richtigen Zeit zu finden. 

Unterschiedliche Meinungen zu Zinserhöhungen

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Die Europäische Zentralbank EZB hat es außerdem noch schwieriger als die Fed. Sie muss die Interessen vieler Länder im Blick behalten. Gunther Schnabl: „Wir haben im südlichen Euroraum hoch verschuldete Eurostaaten und wenn jetzt die EZB nicht mehr die Anleihen dieser Staaten kauft und die Zinsen erhöht. Dann kann es natürlich sein, dass diese Euro-Südstaaten in finanzielle Bedrängnis kommen. Das könnte sich sogar auf Frankreich ausdehnen.“

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) (picture alliance/dpa | Federico Gambarini)

Schnabl hält Zinserhöhungen dennoch für richtig. Sie wären längst nötig gewesen, sagt er. Die EZB müsse für stabile Preise sorgen und das Vertrauen in den Euro erhalten. Das sei wichtiger als einzelne Staaten vor der Pleite zu retten, meint der Volkswirt:

Silke Tober vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung ist anderer Meinung. Sie hält es für richtig, dass die EZB mit Zinserhöhungen bisher gewartet hat. Weil aus ihrer Sicht eben nicht die Geldpolitik, sondern externe Schocks wie der Ukraine-Krieg für die hohen Inflationsraten verantwortlich sind: „Die europäische Zentralbank kann mit Zinserhöhungen ja nicht die Weltmarktpreise für Gas und Öl beeinflussen. Und da der wesentliche Preisschock aber von diesen Komponenten kommt, würde die Zinserhöhung zwar negativ auf das Wirtschaftswachstum wirken. Aber es hätte kaum einen Einfluss auf die Inflationsentwicklung.“

Wie wird die EZB weiter vorgehen? Nun blicken alle auf die nächste Sitzung am 9. Juni: Dann könnte die Europäische Zentralbank das Ende ihrer Anleihekäufe beschließen und die Märkte auf eine erste Zinserhöhung, vielleicht bereits im Juli, vorbereiten. Entsprechende Schritte hatte EZB-Chefin Christine Lagarde immer wieder angedeutet:

Ökonomin: Gut gewählte Maßnahmen

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Eine Erhöhung des Leitzinses im Euroraum: Das könnte bewirken, dass die Preise und Löhne wieder langsamer steigen – weil Unternehmen und Haushalte wissen, mittelfristig wird die Konjunktur abkühlen. Bis höhere Zinsen sich in vollem Ausmaß auf die Preise auswirken, dauert es aber bis zu einem Jahr. So die Standardannahme vieler Volkswirte.

Für Silke Tober vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung bleibt es daher vorerst Aufgabe der Bundesregierung, die sozialen Folgen der Teuerung abzufedern: „Es wurden zwei große Entlastungspakete innerhalb von wenigen Wochen auf den Weg gebracht. Das beinhaltet die Erhöhung von Steuerfreibeträgen. Eine Energiepreispauschale für Erwerbstätige in Höhe von 300 Euro. Ein Familienzuschuss für Familien mit Kindern. Dann die vorübergehende Absenkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe, also auf Benzin und Diesel. Und die Abschaffung der EEG-Umlage schon im Juli statt wie geplant Anfang kommenden Jahres", zählt sie auf, was die Bundesregierung bereits auf den Weg gebracht hat. Die Maßnahmen seien gut gewählt, sagt sie.

Bäckermeister Thomas Puppe, der Bäcker im rheinischen Neuss, ist unterdessen  längst selbst aktiv geworden. Er verzichtet beim Backen auf besonders teure Zutaten wie Himbeeren. Und er achtet darauf, noch mehr als sonst Energie zu sparen.

„Wir setzen uns mit den Aufheizzeiten der Öfen auseinander und fragen uns: Wie lange vorher muss ich den aufheizen?“ Perspektivisch könnte er sich auch eine eigene PhotoVoltaik-Anlage auf dem Dach vorstellen, sagt der Bäckermeister. Dann aber habe er seine unternehmerischen Möglichkeiten im Kampf gegen die Inflation ausgeschöpft.

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Author: Jamie Hardin

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